Dr. Thomas Macho (Univ.-Prof. i.R.)
Direktor des IFK
Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften |
Kunstuniversität Linz in Wien
Email: office@thomasmacho.de

Semesterplan Archiv

Wintersemester 2012/13

Montag 10:00 – 12:00 (GEO 47, Raum 4.30)
Theorien der Freundschaft und der Verwandtschaft (Seminar 2std.)
Beginn: 22.10.2012

»Blut ist dicker als Wasser«: Das Seminar wird diese in zahlreichen Sprachen verbreitete Redewendung auf die Differenz zwischen Verwandtschaft und Freundschaft, zwei Grundfor­men sozialer Synthesis beziehen. Dabei sollen einerseits philosophisch-literarische Texte in chronologischer Reihenfolge diskutiert werden, von Platon, Aristoteles, Cicero, Alberti oder Montaigne bis zu Schiller, Herder, Kracauer, Blanchot oder Foucault. Die daraus ableitbaren Theorien der Freundschaft sollen andererseits vor den Hintergrund ethnographisch-kultur­historischer Studien zur Geschichte und Konstruktion von Verwandtschaft (zentral z.B. »Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft« von Claude Lévi-Strauss) gestellt werden. Ziel des Seminars ist die Herausarbeitung der wechselseitigen Abhängigkeit von Vorstellungen der genealogisch-diachronen Bindung und der freien, synchronen Sympathie.

Seminarplan »Theorien der Freundschaft und der Verwandtschaft«


Montag 12:00 – 14:00 (GEO 47, Raum 0.07)
Imaginäre Ethnographie (Seminar 2std.)
Beginn: 22.10.2012

Die Imagination fremder Kulturen, die imaginäre Ethnographie, hat besonders in der Roman­tik – wie Fritz Kramer in seiner Monographie über »Verkehrte Welten« (von 1977) gezeigt hat – eine herausragende Bedeutung gewonnen. Eine Geschichte dieser Ethnographie kann einerseits auf imaginierte Räume und Reisen bezogen werden, andererseits auf imaginäre Reisende, die einen buchstäblich befremdeten Blick auf unsere eigene Kultur werfen: der In­dianer Wi-jun-jon reist nach Washington, der Südsee-Häuptling Tuiavii aus Tiavea berichtet über die Kultur der »Papalagi« in Europa, der Afrikaner Lukanga Mukara erzählt von seiner Forschungsreise ins »innerste Deutschland«, und Nigel Barley, Kurator des British Museum in London, schreibt eine amüsante Dokumentation über die »traurigen Insulaner«. Die imagi­näre Ethnographie soll freilich nicht nur an Texten, sondern auch an Bildern, Ausstellungen und Filmen studiert werden.

Seminarplan »Imaginäre Ethnographie«


Dienstag, 12:00 – 14:00 (UL 6, Raum 2002)
Theorien und Techniken der Einsamkeit (Vorlesung 2std.)
Beginn: 23.10.2012

In wissenschaftlichen wie literarischen Texten wird Einsamkeit häufig als Zustand, Passion oder tragisches Schicksal beschrieben. In der Vorlesung soll dagegen versucht werden, die Einsamkeit als Prozess zu beschreiben, der aktiv und freiwillig initiiert wird. Einsamkeit wird ins Auge gefasst als eine ambivalente, doch nicht nur schmerzliche, sondern auch lustvolle Selbsterfahrung; und sie soll untersucht werden als Kontext wie Anlass der Praktizierung kul­tureller Techniken, als elementare »Selbsttechnik« im Sinne Michel Foucaults. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die metaphorische Konstruktion von »Einsamkeitsorten« (wie Höh­le, Wald, Wüste, Meer, Berggipfel, Insel, fremde Sterne und Planeten usw.) gerichtet. In die­sem Themenhorizont wird die Vorlesung paradigmatische Texte zur Einsamkeit kommentie­ren: von Petrarcas »De vita solitaria« bis zu Johann Georg Zimmermanns »Betrachtungen über die Einsamkeit«, von Homers »Odyssee« bis zu Thoreaus »Walden«, von Blumenbergs Metaphorologie bis zu Foucaults Vorlesungen über die »Hermeneutik des Subjekts«.

Vorlesungsplan »Theorien und Techniken der Einsamkeit«


Mittw
och 16:00 – 20:00 (GEO 47, Raum 0.07)
Andrej Tarkovskij: Schriften, Filme, Bilder (Seminar 4std.), gemeinsam mit Jasmin Mersmann
Beginn: 24.10.2012

Der russische Regisseur Andrej Tarkovskij wäre am 4. April 2012 achtzig Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum nehmen wir zum Anlass für eine umfassende Auseinandersetzung mit seiner einflussreichen Filmtheorie, seinen Spielfilmen (»Die Straßenwalze und die Geige«, »Iwans Kindheit«, »Andrej Rubljow«, »Solaris«, »Der Spiegel«, »Stalker«, »Nostalghia« und »Opfer«), aber auch seinen fotografischen und schriftstel­lerischen Arbeiten. Im Zentrum stehen filmische Techniken (Kameraführung, Musik, Sound, Montage), wiederkehrende Motive (wie Traum, Kindheit, Tiere oder Religion) sowie der historisch-politische Hintergrund seines Werks. Tarkovskij selbst hat das Kino als »Bildhaue­rei aus Zeit« beschrieben. Tatsächlich schaffen seine Filme eine ganz eigene Temporalität, dehnen, raffen, verdichten und visualisieren die Zeit, verknüpfen sie mit Orten, entwerfen Erinnerungsräume, aber auch Zukunftsszenarien und prophetische Visionen. Seine Filme zählen zu den wichtigsten Beiträgen des russischen Autorenkinos. - Zum Abschluss besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse des Seminars im Rahmen eines kleinen Tarkovskij-Festivals im Berliner Kino Krokodil vorzustellen.

 

Freitag 14:00 – 20:00 (GEO 47, Raum 4.30)
Forschungskolloquium für Examenskandidat(inn)en, gemeinsam mit Iris Därmann

Termine: 14. Dezember 2012, 4. Januar 2013, 15. Februar 2013

Nur nach persönlicher Anmeldung!




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